Kategorie-Archiv: Open Day

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Jura Distillery Day – The Story of Jura

Wer hätte gedacht, dass wir ausgerechnet in dem Jahr, in dem wir uns erstmalig dafür entschieden haben, den Jura Distillery Day zu besuchen, auch noch den 50. Geburtstag der Wiedereröffnung der Brennerei in diesem Rahmen mitfeiern dürfen? Ich hatte dies erst wenige Tage vor unserem Urlaub erfahren und war daher natürlich entsprechend begeistert, dass wir uns für Jura entschieden hatten.

Der eigentliche Festival Day auf Jura findet offiziell zwar immer am Donnerstag (und damit gemeinsam mit dem Kilchoman Distillery Day) statt, das Programm der Jura Distillery wird aber in diesem Jahr sowohl am Mittwoch wie auch am Donnerstag durchgeführt. Wir haben uns dafür entschieden, auf den Open Day von Bowmore und der Islay Ales zu verzichten und stattdessen am Mittwoch der Festivalwoche auf Islays Nachbarinsel Jura zu fahren.

Es ist herrlichstes Wetter. Am frühen Morgen wie auch den gesamten Tag trübt keine Wolke den Himmel. Zumindest einen Abstecher zu den Islay Square Houses gönnen wir uns auf dem Weg nach Port Askaig: Ilona zu den Islay Quilters, ich zu MacKinnon‘s um die göttliche “Ziggy’s Zing” Zitronenmarmelade mit Bruichladdich Botanist (Gin) zu erwerben. Gegen Mittag schifft uns die Eilean Dhiura über von Port Askaig nach Feolin. Zu unserer Überraschung müssen wir nur für die Fährüberfahrt unseres PKWs zahlen, die Personenüberfahrt wird an den beiden Festival Days von der Jura Distillery übernommen.

Die A846 von Feolin nach Craighouse ist auf Jura keine normale Straße mehr, sondern durchgängig (die gesamten 26 Meilen bis nach Ardlussa) eine Single Track Road. Verkehr herrscht aber kaum, dennoch dauern die 8 Meilen bis nach Craighouse eine knappe halbe Stunde, denn immer wieder gilt es, atemberaubende Aussichten auf Islay und den Sound of Islay zu genießen. Nach etwa 3 Meilen führt die A846 ostwärts zur Ostküste von Jura. Man mag – vor allem bei diesem Kaiserwetter – kaum glauben auf einer Insel der inneren Hebriden zu sein auf geographischer Höhe von Stockholm zu sein. Man wähnt sich fast auf einer griechischen Ägäis-Insel.

2013-05-29 Jura 12013-05-29 Jura 2Kurz hinter dem Ortseingang von Craighouse liegt linker Hand die Jura Distillery (Bild rechts). Es ist unglaublich, mit welcher Mühe und Hingabe die Brennerei ihr Programm gestaltet. Die Cooperage beherbergt die Musik, die Dram Bar (Bild links, auch hier gibt es alle Whiskys umsonst) und später am Tag auch das BBQ. Die Cooperage ist einfach liebevoll hergerichtet.

2013-05-29 Jura 3Das Festivalprogramm wird kurz nach 13:30 Uhr von eröffnet. Die Gruppe der etwa 60 Teilnehmer der Masterclass wird in 3 gleichstarke Gruppen aufgeteilt. Wir beginnen unseren ersten Teil bei Master Blender Richard Paterson in der Filling Station, wo wir die Festivalabfüllung und einen knapp 40-jährigen Jura (ins Fass abgefüllt am 10.11.1973) probieren dürfen. Unsere zweite Station ist im Stillhouse bei Master Distiller Willi Tait wo es neben einem New Make Spirit einen 25-jährigen Jura Cask Strength zu probieren gilt (Bild rechts). Der dritte Teil findet bei Distillery Manager Willie Cochrane im Warehouse statt, hier gibt es einen 30-jähringen Jura und die Abfüllung von 1977. Nach den Whiskys erwartet uns noch ein hervorragender Venison Beef Burger – alles im Preis von 19,63 Pfund inbegriffen.

Doch auch hier heißt es um 17:00 Uhr leider schon Abschied nehmen, denn auch auf Jura ist der Open Day um 17:00 Uhr beendet. Gegen 18:00 Uhr nimmt uns die Fähre wieder zurück über den Sound of Islay nach Port Askaig und von dort fahren wir zurück in unser Hostel in Port Charlotte.

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Laphroaig Distillery Day

2013-05-28 Laphroaig 1

Es ist Festival-Dienstag, die Brennerei meines häufig als “Lieblings-Whisky” bezeichneten Whiskys führt ihren Distillery Day durch: Laphroaig. Es ist somit an der Zeit, den Cairdeas (gälisch für “Freundschaft”) zu verkosten (und zu kaufen – arme Kreditkarte…). Traditionell tragen die Laphroiag Festival-Abfüllungen diesen Namen. Laphroaig Distillery Manager John Campbell hatte in seinem Friends of Laphroaig (FOL) Newsletter Anfang Mai große Erwartungen an den Cairdeas  2013 mit dem Namen “Port Wood Edition” geschürt.

Noch vor Beginn des Distillery Days um kurz vor 10:00 Uhr kommen wir bei Laphroaig an. Es herrscht trotz der frühen Zeit schon reger Betrieb und pünktlich mit Beginn des Verkaufs um 10:00 Uhr wechseln 6 Flaschen (eine Kiste) Cairdeas, eine Laphroaig-Marmelade, ein Laphroaig-Mauspad (beim Schreiben dieser Zeilen bereits in Benutzung) und ein in diesem Jahr neu herausgegebener FOL Badge Pin ihren Besitzer. Nachdem die neuen Besitztümer im Auto zwischengelagert sind, nehmen die Aktivitäten ihren Lauf. Der Tag beginnt mit dem “Breakfast Dram” an der Dram Bar. Hier gibt es wie auch in den vergangenen Jahren die Standardabfüllungen von Laphroaig kostenlos: den 10yrs, 18yrs, Cask Strength (Batch 5), Triple Wood und – und damit beginnt der Tag – die 2013 Cairdeas Port Wood Edition. Dieser Whisky zeichnet sich durch eine faszinierende rote Farbe aus. Der torfige Charakter des Laphroaig ist immer noch deutlich zu schmecken, der Port Finish verstärkt seinen trockenen Abgang und verleiht ihm eine herrliche Fruchtigkeit. Dieser Cairdeas ist bestimmt nicht nach jedermanns Geschmack, ich finde ihn aber sehr ausgewogen und interessant. Leider so gut, dass die erste Flasche bereits 2 Tage später leer sein wird und ihren Ruhestand im Whisky-Display der Port Charlotte Hostel fristen wird.

2013-05-28 Laphroaig 2Nach dem ersten Dram des Tages erwartet uns eine Distillery Tour (links: Laphroaig Stills). Auch wenn wir diese bereits zum dritten Mal durchführen, gibt es doch immer wieder Neues zu erfahren. In das Standardprogramm hat das Visitor Center von Laphroaig mittlerweile die Tour “Fro” Water to Whisky” aufgenommen, die im vergangenen Jahr erstmalig während des Distillery Days angeboten wurde. Diese Tour ist jedem Besucher von Laphroaig wärmstens ans Herz zu legen, sie ist meiner Meinung einer der besten Touren durch eine schottische Brennerei.

Nach der Tour holen wir unsere Rent für unser Stück Land auf Islay ab. Die Schlangen bei den FOL und der Dram Bar schenken sich in diesem Jahr nichts. Konnten wir in den Vorjahren noch ohne Probleme nach kurzer Zeit einen Dram bekommen, so heißt es in diesem Jahr sich in Geduld und des Briten liebster Aktivität üben: Schlange stehen.

2013-05-28 Laphroaig 3Am Nachmittag erwartet uns das Full Strength Tasting mit Vicky Stevens. Wie auch in den Vorjahren hat sich Laphroaig wieder überraschende Programmpunkte für den Distillery Day ausgedacht. Das Tasting führt uns in Warehouse No 1, wo wir in den verschiedenen Sektionen und Stockwerken die Cask Strength Batches 1 bis 5 (Januar 2009 bis Januar 2013) verköstigen dürfen (Bild rechts).

Das Tag bei Lahphroaig endet damit, dass wir unsere Stücke Land durch Setzen einer kleinen Deutschland-Fahne in Besitz nehmen. Auf der Rückfahrt halten wir in Bowmore, um dort eine eigene Flasche aus einer Sherry-Lagerung abzufüllen. Der Tag insgesamt endet mit einem Beisammensein im Port Charlotte Youth Hostel mit viel Whisky und u.a. dem Geologie-Professor, der beim Ardbeg Open Day die Chronicles of Texa durchführen wird. Endlich erfahren wir auch, warum im Aufenthaltsraum in unserem Hostel eine geologische Karte von Islay aufgehängt ist…

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Caol Ila Distillery Day

Was macht den Distillery Day von Caol Ila so einzigartig? Nun – zu allen anderen Brennereien und Festivalprogrammen kann man mit dem Auto fahren. Nicht so bei Caol Ila. Da es an der Brennerei nur sehr wenige Parkplätze gibt, muss man sein Fahrzeug an der A846 kurz vor Port Askaig, bei Keilis auf einer Schafswiese abstellen und wird von dort per (Klein-)Bustransfer zur Brennerei gefahren.

Überraschenderweise ist selbst um kurz nach 10:00 Uhr trotz bestem Wetter kaum Betrieb im Visitor Center, so dass wir nur 2-3 Minuten warten müssen, um die Festival Bottle unser Eigen nennen zu dürfen. Möglicherweise liegt der geringe Andrang daran, dass wir bei Lagavulin in diesem Jahr 3.000 Flaschen mit der Festivalabfüllung verkauft werden, und diese vermutlich auch noch nach dem Festivaltag erhältlich sein werden.

Wir haben uns bei Caol Ila für eine Brennereitour entschieden, da wir diese noch nie mitgemacht haben. Die Tour ist sehr informativ und gespickt mit Zahlen, Fakten und Informationen. Die Brennerei selber wartet jedoch kaum mit Neuigkeiten oder Überraschungen auf. Zum Festivaltag selber gibt es Musik von Blackwater (Jazz- und Blues-Musik), Essen vom Seafood Shack, selbstgemachte Suppe und Brötchen, die Livedemonstration von Küfnern (Cooperage) und schließlich im Warehouse wieder u.a. Cocktails von Colin und David.

Die Festivalprogramme von Lagavulin und Caol Ila unterscheiden sich kaum, hier merkt man, dass beide Brennereien zu Diageo gehören. Dies ist für Caol Ila insofern “schmerzlich“, als dass der Festivaltag wenig Neues zu bieten hat. Zu diesem wenigen Neuen gehört aber zumindest das Segelboot Caol Ila, welches wie in den vergangenen Jahren am Pier liegt. So lernen wir im Gespräch mit dem Bootseigner Justin Ruthven-Tyers zumindest, dass die Wörter Schadenfreude und Zeitgeist mittlerweile Bestandteil der englischen Sprache geworden sind.

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Bruichladdich Distillery Day

Welchen Deal hat Bruichladdich Master Distiller Jim McEwan mit dem lieben Herrgott, dass auch bei den heftigsten Stürmen (2011) und ungünstigsten Wettervorhersagen (2012) am Bruichladdich Open Day die Sonne vom Himmel scheint und keine Wolke den Tag trübt?

Diese Geschichte wird jeder Einwohner von Islay erzählen: es kann die ganze Festivalwoche regnen und stürmen, am Bruichladdich Tag ist immer schönes Wetter.

So auch in diesem Jahr – zumindest zu Beginn des Tages. Nicht zufällig haben wir uns Port Charlotte als Unterkunft auf Islay als Alternative zu Port Ellen ausgesucht. Nur gut zwei Kilometer Fußmarsch nördlich auf der A847 liegt Bruichladdich und seine Brennerei entfernt. Der Tag beginnt mit einer Masterclass “Still working in a DReAM” mit Jim McEwans. Jim ist ein ausgezeichneter Unterhalter und die 90-minütige Masterclass vergeht im Flug. Auch wenn Jim während der Masterclass das Zepter an seine Nachfolger Alan und Adam übergibt, wird er hoffentlich noch einige Jahre Masterclasses halten und uns mit seinen Geschichten erfreuen. Die Masterclass bei Bruichladdich ist trotz der 350 Plätze schnell ausgebucht und muss dementsprechend früh gebucht werden.

Dieses Jahr sind fünf Whiskys (plus ein Trinkwhisky) zu probieren:

  • Bruichladdich Islay Barley 2006
  • Black Art 4 (die Teilnehmer der Masterclass haben entschieden, dass der Black Art 4 so bleiben wird, wie er von Jim kreiert wurde)
  • Bruichladdich 21yrs 1990 Bourbon Cask
  • Bruichladdich Festival Bottling
  • Port Charlotte 2001 Mouton Rothschild 61,2% (dieser Whisky wird nie zu kaufen sein, er stammt aus einem Privatsfass von Jims Frau)

Der Festival Day bei Bruichladdich verläuft mit vielen Showelementen (u.a. Musik von Skerryvore und The Maverick Angels) wie in den vergangenen Jahren. Im Visitor Center überrascht die neue Gestaltung der Verkaufsflächen. Es sind keine Flaschen bzw. Regale mehr vorhanden, die Abfüllungen sind lediglich als Display zu sehen und werden an der Theke direkt verkauft.

Die Festivalflasche zu £70 wurde von Jim McEwans aus Whiskys in 6 Wochen Arbeit kreiert. Das Alter aller verwendeten Whiskys beträgt zusammen exakt 100 Jahre. Im Hof der Brennerei werden in diesem Jahr keine Abfüllungen eines unabhängigen Abfüllers verkauft, sondern B-Ware der Brennerei selbst: Flaschen, bei denen die Umverpackung (die Dosen), die Labels oder die Beschriftung geringe Mängel aufweisen. So ist eine Flasche Golder Still für £50 zu erwerben (Preis in Deutschland ca. 180€), ebenso wie ein Octomore 3. Viele Sonderabfüllungen werden zum Preis von £20 bis £30 verkauft – ein Schnäppchenpreis im Vergleich zu den regulären Verkaufspreisen. Leider lassen unsere Transportkapazitäten keine größeren Einkäufe zu. So bleibt es bei einem Organic 2003 und einem X4. Die interessanten Flaschen sind zudem zu schnell verkauft.

Zu den Vorjahren verbleiben zwei wesentliche Unterschiede: In der Schlange für die Burger müssen wir fast eine Stunde warten (im Gegensatz zu einigen wenigen Minuten in den vergangenen Jahren) und am Nachmittag ziehen Wolken auf, so dass der Tag nicht sonnig, sondern sehr kalt und bedeckt endet.

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Lagavulin Distillery Day

Lagavulin Open Day

Endlich! Das Festival hat begonnen. Traditionell eröffnet Lagavulin die Distillery Days des Fèis Ìle. Zunächst jedoch heißt es auf dem Weg nach Port Ellen einen kurzen Zwischenstopp in der Bowmore Distillery zum Kauf der Bowmore Fèis Ìle Bottle (Bourbon Cask Matured 56,5%, ohne Altersangabe) einzulegen. Auch wenn der Bowmore Open Day erst am kommenden Mittwoch stattfindet, werden – wie in den Vorjahren – bereits vorab Flaschen am Samstag verkauft (in diesem Jahr die ersten 300 von 1.000). Als vierte in der Schlange sind wir schnell bei Bowmore fertig und setzen unseren Weg über Port Ellen nach Lagavulin fort.

2013-05-25 Lagavulin 1Der Wetter ist hervorragend, 17° Lufttemperatur und Sonnschein bei wenigen Hochnebelfeldern. Am Vormittag weht nur ein ganz leichter Wind, der aber im Laufe des Tages etwas zunimmt. Die Schlange vor dem Visitor Center, in dem die Festivalflaschen verkauft werden, ist bei unserer Ankunft um kurz vor 11:00 Uhr wie auch im letzten Jahr enorm. Da wir zunächst noch die Tickets für die Warehouse Experience abholen müssen, stellen wir uns nicht an, erfahren bei Ticketabholung aber, dass in diesem Jahr 3.000 Festivalflaschen Lagavulin Fèis Ìle Bottle (18yrs, 51,0%) abgefüllt wurden, und man davon ausgeht, dass diese den ganzen Tag verfügbar sind. Somit sehen wir uns zunächst das Festivalgelände an, nehmen ein kleines Frühstück ein und gehen dann zum Warehouse No. 1, wo die Warehouse Experience, durchgeführt von The Legend Iain McArthur, unterstützt von Caol Ila Distillery Manager Billy Stitchell stattfindet (Bild oben rechts).

In dieser Warehouse Experience lernen wir viel über die Zeit, in der Whisky seinen Charakter erhält: die Lagerung (Maturation). Es ist ein Trugschluss, dass Whisky-Fässer im Lagerhaus verschwinden und erst zur Befüllung wieder Beachtung erfahren. Vielmehr werden die Fässer in den Warehouses gehegt und gepflegt. Lecks müssen abgedichtet werden, Füllgrade älterer Fässer werden regelmäßig akustisch geprüft, um Unregelmäßigkeiten bei der Reifung (z.B. zu hoher Flüssigkeitsverlust) frühzeitig zu erkennen. Wir erfahren auch viel über Lagavulin und seine Geschichte. Wurde früher ein Großteil für die Blending-Industrie produziert, so gehen heute 95% der Produktion in die Single Malts und nur 5% zum Blending. Die Standardabfüllung (Lagavulin 16yrs) wird aus ca. 30 Fässern (abhängig von der Qualität des jeweiligen Fass-Whiskys) verheiratet. Der Festivalwhisky wurde aus 5 Fässern der gleichen Abfüllung aus dem Jahr 1995 verheiratet.

Für das Tasting werden die Whiskys direkt aus (Duty Paid) Fässern entnommen. Wir bekommen eine Probe von 4 Whiskys:

  • Lagavulin 9yrs Sherry Cask 57,4% (Iain: ”Baby-Lagavulin”)
  • Lagavulin 15yrs Sherry Cask 56%
  • Lagavulin 20yrs Sherry Cask 52%
  • Lagavulin 31yrs Refill Cask 47%

2013-05-25 Lagavulin 3Der 9yrs Lagavulin schmeckt bereits überraschend ausgewogen und fruchtig, den üblichen hohen Torfgehalt merkt man diesem jungen Whisky, der vor seiner Abfüllung noch etwa genauso lange noch einmal lagern muss, noch nicht an. Mit dem Alter entwickelt sich dann die Süße und Trockenheit des Lagavulins, verbunden mit der typischen Rauchigkeit, die deutlicher zum Vorschein kommt. Der 31yrs ist ein Erlebnis, welches kein Teilnehmer an dieser Warehouse Experience wohl noch einmal genießen können wird. Eine übliche Flasche dieses Whiskys würde auf dem Markt ca. £1.000 kosten. Geschmacklich ist dieser Whisky eine Explosion von Aromen: Gebäckaromen, Frucht, Bittermandel, Marzipan, Grüne Gewürze. Es lässt sich kaum beschreiben und ist einfach fantastisch – schade, dass wir nur ein Glas davon probieren dürfen.

2013-05-25 Lagavulin 2Das Umfüllen aus dem Fass in die Servierkaraffe dürfen (freiwillige) Damen durchführen. Quizfrage: Welche Dame hat sich wohl an das Fass mit dem 31yrs Lagavulin getraut? Meine natürlich… (Bild links)

Nach der Warehouse Experience genießen wir noch die Sonne, die Live-Musik und die Lagavulin Cocktail Demonstration von Colin und David. Gegen 16:00 Uhr beenden wir nach der Preisverlosung (des Briten liebster Sport: Lose kaufen, deren Erlös an gemeinnützige Projekte geht, und dann Preise gewinnen) und der Siegerehrung desjenigen, der das Gewicht von Iain am nächsten geschätzt hat, den Tag bei Lagavulin.

Rubh’an Dùin und die Paps of Jura

Unten ein Bild, welches ich heute um 17:36 Uhr vor dem Abendessen aus dem Fenster des Speiseraums unseres Hostels gemacht habe. Wer sich den Kopf meines Blogs ansieht, sollte gewisse Ähnlichkeiten erkennen.

2013-05-25 Port Charlotte

Cloutie Dumpling Cèilidh

Am Abend steht das erste Event des Music Programme für uns an: der Cloutie Dumpling Cèilidh um 20:00 Uhr in der Rhinnes Hall in Portnahaven. Die Musik wird von der Band Flockhart gespielt, und schon nach wenigen Takten werden die Teilnehmer zum Gay Gordons auf die Fläche gebeten. Der Abend ist ein typischer Islay Cèilidh: Neben Musik und Tanz tragen Sänger von Islay traditionelle Lieder vor. In der Musikpause gibt es Gebäck, Kaffee und Kuchen. Es ist ein schöner Abend, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Wir lernen 3 neue Tänze und einige Variationen uns bekannter Tänze kennen. Zum letzten Tanz steht ein Paar der örtlichen Polizei (eine Polizistin und ein Polizist) in der Tür, was den Sänger der Band natürlich zu der Bemerkung hinreißen lässt: “Ah – there is another couple for this dance.“

Der Abend endet traditionell mit Auld Lang Syne. Kurz nach Mitternacht sind wir wieder zurück in unseren Hostel in Port Charlotte.

Exkurs: Online und Offline

Zum Abschluss des Tages noch ein Praxishinweis: Die Mobilfunknetzabdeckung auf Islay entspricht nicht dem, was der Mitteleuropäer gewohnt ist. Zwar ist in allen größeren und kleineren Orten der Insel das Sprachnetz ohne Probleme verfügbar, das Datennetz hat aber maximal GPRS-Qualität. Da mittlerweile mehr und mehr Daten und Informationen in die Cloud finden oder Online direkt synchronisiert werden, führt dies in diesem Jahr dazu, dass ich die Facebook-App auf dem Smartphone praktisch nicht zum Hochladen von Neuigkeiten nutzen kann, da die App erst einmal alle möglichen Statusänderungen und News runter laden möchte, bevor ich in der Lage bin, etwas hochzuladen. Dies war in den vergangenen beiden Jahren noch deutlich einfacher. Der Traffic hat per se so immens zugenommen, dass mit der Qualität des Datennetzes auf Islay derzeit nicht an eine sinnvolle Nutzung des iPhones für einen Onlinebetrieb zu denken ist. Neuigkeiten von mir werden daher immer erst im Hostel in die Welt gesetzt, wenn ich das (kostenpflichtige) WLAN nutzen kann.

Arran & Springbank Distillery (23. Mai 2013)

Isle of Arran Distillery

Nach dem ersten schottischen Frühstück in diesem Urlaub steht der Besuch der Isle of Arran Distillery auf dem Programm. Wir haben die frühe Copper Tour um 10:15 Uhr gebucht.

1837 wurde auf Arran der letzte legale Whisky für knapp 160 Jahre gebrannt. Am 29. Juni 1995 eröffnete um 14:29 Uhr die Isle of Arran Distillery in Lochranza. Die Idee, eine Brennerei auf Arran zu errichten wurde von einem ehemaligen Chivas-Manager verfolgt. Der Ort auf Arran wurde sorgsam ausgewählt, Lochranza besitzt das weichste Wasser der Insel. Regulär werden in der Isle of Arran Distillery ein 10yrs und ein 14yrs Single Malt gebrannt. Im vergangenen Jahr wurde ein 16yrs Single Malt als Limited Edition herausgegeben. Für die Volljährigkeit der Brennerei im kommenden Jahr ist zu ihrem Geburtstag ein 18yrs Single Malt geplant.

Neben den Limited Editions (neben dem 16yrs auch ein 12yrs Cask Strength) hat die Brennerei in der Vergangenheit ein Cask Strength Programme verfolgt. 8-jährige Whiskys wurden in den letzten 10 Monaten vor Abfüllung in verschiedensten Weinfässer nachgereift – daher auch die vielen verschiedenen Wein-Finishes im Lochranza Hotel (u.a. Fino Sherry oder Montepulciano). Von den Wein-Finishes sind in der Brennerei nur noch Amarone Finish und Sauterness Finish zu erwerben. Einige Whisky-Händler mögen noch den Port oder Moscatel Finish auf Lager haben. Da die Wein-Finishes sich aber kaum unterschieden, wurde das Programm mittlerweile aufgegeben.

Schließlich hat die Brennerei auch noch einige Spezialabfüllungen produziert: den Machrie Moor als Heavily Peated Limited Edition, den Orkney Bere 8yrs (ein Experiment mit der ursprünglich vor 5.000 Jahren in Schottland angebauten Gerstenart, an dem auch andere Brennereien wie z.B. Bruchladdich teilnahmen) oder den Devil’s Punch Bowl. Insider-Tipp: Die Isle of Arran Distillery plant für den Juni (vermutlich zum Geburtstag am 29. Juni) die Ausgabe der 2nd Edition des Devil’s Punch Bowl.

Arran Orkeney Bere 8yrs 46%

Der Geschmack erinnert sehr an den Bruichladdich Bere Barley: Heu, Rosinen, Sommerregen, verbunden mit leichten Bitterstoffen. Im Abgang entwickelt sich eine leichte Süße mit lang anhaltende Heuaromen.

Von Arran nach Campeltown

Nach der Copper Tour in der Isle auf Arran Distillery das erste Highlight: Neben den obligatorischen Whisky-Einkäufen (Arran 12yrs Cask Strength, Arran Amarone Cask Finish, Arranach 0,2l) habe ich im Rahmen des Arran Cask Sale Programme ein 250l Sherry Hogshead inkl. 10 Jahre Lagerzeit und Versicherung erworben. Das Fass wird in der 2. Juniwoche abgefüllt und dann werde ich das offizielle Zertifikat erhalten.

Vom Fährhafen Lochranza führt uns der Weg weiter mit der M.V. Loch Tarbert nach Claonaig auf Kintyre. Die Fähre ähnelt eher einer typischen Autofähre über den Rhein als einer der gewohnt großen CalMac-Fähren. Bei stürmischen Wind und extrem bewegter See geht es auf die 30-minütige Überfahrt nach Claonaig. Als erstes Auto am Fähranleger stehen wir auch im Bug der Fähre. Mit dem Effekt, dass unser Auto nach der Überfahrt von einer Salzschicht bedeckt ist. Diese wird in Campeltown  am nächsten Tag aber Opfer der Autowaschanlage.

Für die Fahrt nach Campeltown entscheiden wir uns für die Strecke durch East Kintyre, von Claonaig 27 Meilen die B842 bis nach Campeltown, die erste Hälfte der Strecke ist eine Single Track Road. Die Strecke ist landschaftlich sehr reizvoll, das Fahren wegen der vielen bis zu 16%igen Steigungen und Gefällen aber auch sehr anstrengend, da die Single Track Road meine volle Konzentration erfordert.

In Campeltown angekommen suchen wir zunächst das Tourist Info auf, um uns den Weg zum Argyll Arms Hotel und zur Springback Brennerei zeigen zu lassen. Beides ist einfach zu finden, schnell haben wir unser Zimmer Nummer 3 im Hotel bezogen und machen uns gegen kurz nach 15:00 Uhr auf den Weg zum

Springbank Open Day

Die Springbank Distillery feiert ihren Open Day in diesem Jahr am 23. Mai. Generell scheint uns dieser Open Day etwas weniger straff organisiert zu sein, wie die Distillery Days auf Islay. Im Office werden wir freundlich in Empfang genommen, bekommen die Karten für die gebuchte Masterclass und kaufen noch einen Voucher für die Springbank Festival Bottle (Springbank 9yrs Refill Gaja Barolo Hogshead 58,6%, 295 abgefüllte Flaschen). Trotz großen Hungers lassen sich die versprochenen Hot Foods nicht finden, lediglich einige Sandwiches sind noch aufzutreiben. Bis zum Beginn der Masterclass bestaunen wir die reichhaltige Whisky-Bar (5 Drams für £5), trauen uns wegen der Flaute im Magen und der Massen an Menschen, die diese Bar in einem der Springbank Warehouses belagern, nicht an dieses Angebot. Vorläufig muss ein Hazelburn in dem im Innenhof aufgebauten Verköstigungszelt (Marquee) genügen um die Zeit zur Masterclass zu überbrücken. Kurz nach 16:30 Uhr beginnt die Masterclass mit Ranald Watson.

Die Springbank Distillery ist eine der wenigen unabhängigen Brennereien Schottlands und ist seit ihrer Gründung 1828 im Besitz der Familie Mitchell. In Campeltown werden Springbank, Hazelburn und Longrow gebrannt. Die Inhaberfamilie hat nie Wert auf hohe Gewinne aus der Brennerei gelegt, sondern auf die Tradition, den Whisky von Anfang bis zum Ende (Bottling) komplett in der Brennerei herzustellen. Etwa 50 Mitarbeiter arbeiten heute noch in der Brennerei und solange diese genug Gewinn abwirft, um die Mitarbeiter zu bezahlen und dem Inhaber ein Auskommen zu ermöglichen, werden sich die Prinzipien des Brennens und der Whisky-Herstellung in Campeltown nicht ändern. So kann es sich die Brennerei leisten, trotz eines maximalen Produktionsvolumens von 750.000 Litern Whisky pro Jahr derzeit nur etwa 200.000 Liter pro Jahr herzustellen. Man ist aber dennoch um ein jährliches Wachstum von 5-10% bestrebt. Zudem hat man bei Springbank seit 2001 kein Faß mehr an Dritte (bspw. unabhängige Abfüller) verkauft (mit Ausnahme von Cadenhead, einer Tochter von Springbank).

Die regulären Whiskys der Distillery sind der Spingbank 10yrs, der aus 60% Bourbon und 40% Sherry Cask Reifungen verheiratet wird. Ferner der Springbank 15yrs, der aus 100% Sherry Cask besteht. Ferner gibt es limitierte Sonderabfüllungen (z.B. Springbank 18yrs). Als weitere Marke wird der Hazelburn in der Brennerei hergestellt. Er zeichnet sich durch eine Dreifach-Destillation aus – alle drei Stills werden zur Produktion des Hazelburn verwendet: Neben der Low Wine Still durchläuft die Destillation beide Spirit Stills (Middle Still und End Still). Die dritte in der Brennerei hergestellte Marke ist der Longrow, der als Heavily Peated Whisky auf den Markt kommt. Das Malz wird beim Longrow während des Darrens für 48 Stunden im Kiln getorft und erreicht dabei einen Rauchanteil von 45-50ppm.

In der New and Unreleased Masterclass von Ranald Watson dürfen wir sechs Whiskys verköstigen und viel über diese Lernen:

  • Campeltown Loch 21yrs ist ein Blended Whisky zu 50% aus Malt, zu 50% aus Grain Whisky. Etwa 10 verschieden Whiskys im Alter von 21-24 Jahren, hauptsächlich aus der Speyside und den Highlands, wurden verheiratet um diesen Blend zu erzeugen. Der 21yrs Loch zeichnet sich durch starken Pfeffer, Grass und leichte florale Noten aus. Es wird mit einem Gehalt von 46% abgefüllt werden und Anfang 2014 mit etwa 6.000 Flaschen auf den Markt kommen.
  • Hazelburn Rundlets & Kindlets wurde 2003 hergestellt und wird nach aktueller Planung 2014 als 11yrs Whisky mit einer Stärke unter 53% (unsere Faß-Probierstärke) abgefüllt. Rundlets und Kindlets bezeichnen alte Fassgrößen von Fässern mit 60l bzw. 80l Inhalt. Aromen entwickeln sich in diesen Fässer zwar schneller und intensiver als in den üblichen Hogsheads oder Barrels, der Anteil des Angels Share ist mit 7-8% pro Jahr aber deutlich höher. Damit eignen sich diese Fässer nicht für lange Lagerzeiten. Dieser natürlich dreifach destillierte Hazelburn zeichnet sich durch eine sehr florale Honigsüße mit leichten Fruchtnoten aus.
  • Der Springbank Organic wurde 2002 gebrannt, bisher haben Production Manager und Master Distiller noch nicht entschieden, ob und wann der Whisky abgefüllt wird. Der Springbank Organic wurde mit ca. 10-12ppm beim Darren getorft und reift vollständig in Oloroso Sherry Fässern. Derzeit hat er eine Faßstärke von 57-58%. Er schmeckt leicht salzig und trocken, hat im Geruch dabei aber eine sehr intensive Toffee-Süße. Insgesamt ein sehr schwerer, öliger Whisky.
  • Als vierten Whisky durften wir den Springbank Society 15yrs probieren. Die Springbank Society ist ein Freundesclub der Springbank Distillery (wie z.B. die Friends of Laphroaig). Man bezahlt einmalig £50 lebenslangen Mitgliedsbeitrag und bekommt dafür u.a. die Möglichkeit, spezielle nur für die Society hergestellte Abfüllungen zu erwerben. Die Abfüllung des vergangenen Jahres lagerte 10 Jahre in Refill Bourbon-Fässern und anschließend für weitere 5 Jahre in First-Fill Madeira-Fässern. 600 Flaschen in einer Stärke von 56,4% wurden abgefüllt. Der Geschmack des Whiskys ist leicht salzig-pfeffrig, überwiegend aber stark nach Butter, Butterkaramell und Schokolade. Ein sehr ausbalancierter, eleganter 15yrs Whisky.
  • Der Springbank 21yrs wurde Ende 1992 / Anfang 1993 gebrannt und wird 2014 in einer Stärke von 50% abgefüllt. Es ist erst die zweite 21yrs Abfüllung der Springbank Distillery. Die Lagerung erfolgte in Bourbon- und Sherry-Fässern. Erst in den letzten 12-14 Monaten (also erst seit kurzem) zieht der Whisky in First-Fill Oloroso-Fässer um. Der 21yrs zeichnet sich durch eine sehr elegante Balance von Süße und Fruchtnoten bei der Springbank-typischen leichten Salzigkeit aus.
  • Der letzte Whisky der Masterclass ist der im Mai 2013 erschienene Longrow 18yrs. Wie schon oben beschrieben handelt es sich bei Longrow um einen Whisky, der im Kiln für 48 Stunden auf einen Gehalt von 45-50ppm getorft wird. 4.200 Flaschen wurden von diesem Whisky hergestellt. Für einen getorften Whisky ist der Longrow 18yrs vergleichsweise fruchtig-süß, mit einer holzigen Würze. Der Torf entwickelt sich im Mund erst spät und dann intensiv (nach etwa 3-4 Sekunden), verdrängt aber die anderen Noten nicht völlig. Ein sehr außergewöhnlicher Whisky mit interessanten Geschmackserfahrungen.

Nach Ende der Masterclass stillen wir erst unseren Hunger beim Barbecue, gönnen uns dann eine Probe des Springbank 2013 Open Day Whisky sowie ein Fyne Ales Jarl bzw. Highlander, bevor wir schließlich das eigentliche Abendessen beim Chinesen gegenüber der Brennerei-Einfahrt zu uns nehmen.

Der Tag endet mit einem letzten Whisky bei Springbank und bei leider eiskaltem Wind und kalten Temperaturen um die 5 Grad, so dass wir nur noch wenig von dem (durchaus guten) Live-Musikprogramm von 19:30 Uhr bis Ende des Springbank Open Day gegen 21:30 Uhr mitbekommen, sondern relativ früh auf unser warmen Hotelzimmer verschwinden.

(Bilder folgen später)